Feldwissen

Für Sie gelesen

Habeck, R. (2020): Wer wir sein könnten. Köln: Kiepenheuer & Witsch.

23. Januar 2020 | Für Sie gelesen

Robert Habeck schreibt über die Sprache. Anknüpfend an die Verrohung der Sprache, die er vor allem von rechter Seite in der Politik sieht, zeigt er die Bedeutung der Formulierungen auf. Interessanterweise beginnt er mit dem Begriff der romantischen Liebe und wie deren Bedeutung durch gesellschaftliche Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten erst Boden gewann. Damit versucht er eine gute Analogie für andere Sprachthemen zugrunde zu legen.

Der Kernpunkt seiner Argumentation geht auf einige Sprachdiskussionen der Gegenwart ein. So nimmt er beispielsweise den Begriff des Volkes auseinander, nachdem er selbst schon als Volksverräter bezeichnet worden war. In dem Sinne, in dem es von der Rechten benutzt wird, gibt es kein Volk. Gerade das Deutsche und eine entsprechende Identitätskonstruktion sind mühsam über die großen Literaten konstruiert worden. Dies ist sicher richtig, aber etwas fehlt hier die psychologische Seite, dass Menschen sich an einen solchen Begriff klammern, weil sie darüber vermeintlich Zugehörigkeit und Selbstvergewisserung bekommen.

Die Quintessenz des Buches ist, das wir wenn wir uns besser miteinander unterhalten würden, auch unsere Probleme besser angehen könnten. Sein Schreibstil ist angenehm und so, dass er nicht über den Dingen steht, sondern durchaus auch eigene Fehler und Schwächen beim Thema einräumt. Aber das Buch des grünen Spitzenpolitikers enthält keine Vision, keine Utopie wird aufgezeigt. Es gibt keine radikalen Forderungen. Eher werden die streng ermahnt, die aus der rechten Ideologie heraus, provozieren. Eine pragmatische grüne Politiklinie scheint durch.

Für den Titel ist der Verlag verantwortlich, so heißt es in Fachkreisen. Dies kann man auch bei diesem Buch annehmen. Denn mit „Wer wir sein könnten“, was irgendwo immer ein Thema ist, hat das Buch im Spezifischen nicht viel zu tun. Der Untertitel „Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht“ ist wohl eher der, den der Autor gewählt hätte, weil das auch dem Inhalt mehr entspricht.