Kurzer Einblick in Coaching mit neuer transaktionsanalytischer Theorie

Der Beitrag gibt einen Einblick in Theorie und Praxis des transaktionsanalytisch basierten Coachings. Die Methoden der Transaktionsanalyse (TA) wurden von Coaches sehr früh schon adaptiert, weil sie schnelle Veränderungen versprachen. In fünf Schritten werden im Folgenden Aspekte der Transaktionsanalyse für Coaching beschrieben. Den Anfang bilden einige grundsätzliche Bemerkungen zur aktuellen Transaktionsanalyse und ihrer Begegnung mit Coaching. Darauf folgt ein kurzer Überblick zum Forschungsstand, gefolgt von der beziehungsorientierten Metatheorie sowie von Einzelkonzepten im beraterischen Feld. Den Abschluss bildet eine Falldarstellung, ein Multilevel-Coaching, das die vielfältigen Möglichkeiten transaktionsanalytischer Methodik für die Praxis auch in komplexen Situationen andeutet. 

Transaktionsanalyse begegnet Coaching

Die transaktionsanalytische Theoriebildung hat in den letzten Jahren sehr fruchtbare Ergebnisse gebracht. Dies hat auch mit Erfahrungen zu tun, die man in der praktischen Anwendung von Transaktionsanalyse gemacht hat. Der von Anfang an mehrperspektivische transaktionsanalytische Ansatz besaß mit Verhaltensorientierung, biografisch-tiefenpsychologischen und humanistisch-psychologischen Bestandteilen schon sehr gute Grundlagen für ein integrative Beratungsvorgehen. Zudem hat sich Transaktionsanalyse in nunmehr siebzig Jahren durch Praxis, Forschung und Theorieentwicklung stetig weiterentwickelt. Wie auch die Anwender anderer Kurzzeitansätze wie systemische Beratung oder NLP (Neuro-linguistisches Programmieren) mussten auch Transaktionsanalytiker erfahren, wie wichtig eine längere beraterische Begleitung sein kann und wie konzeptionell weitergespannt der Horizont gerade für Coaching im Organisationskontext sein muss. 

Dadurch wurde die grundlegende und umfassende Beziehungsorientierung, die im Begriff Transaktion enthalten ist, noch deutlicher in den Vordergrund gerückt. Hinzu kam der Blick auf Systeme. Die Klienten in vielen Coachings sind Teil eines größeren Organisations- oder Unternehmenssystems. Dort ist die Ressourcenorientierung, also die Suche nach und die Entwicklung von Kompetenzen bedeutsam. Zudem ist das ethische Vorgehen in seinem besonderen Schwerpunkt der Transaktionsanalyse sicher noch einmal verstärkt in den Vordergrund gerückt, wie beispielsweise der neu eingeführte Ethik-Code zeigt (EATA-Ethical Code). Aus der ehemals populären Kurzzeit-Psychotherapiemethode ist durch Forschung und Theoriebildung ein professioneller Ansatz geworden, der in vielen Ländern der Welt in den Feldern Therapie, Beratung, Coaching, Bildung und Organisationsentwicklung erfolgreich eingesetzt wird und dafür auch ein weltweit verbundenes, weitgehend einheitliches Qualifizierungssystem über die Verbände der internationalen TA-Gesellschaft ITAA (www.itaaorg.com) und der europäischen Dachgesellschaft EATA (www.eatanews.com) anbietet. Auf der Basis des zentralen Begriffs Beziehung gibt es einige Grundparameter für die Identität des Transaktionsanalytikers (Schmid, 1999, Mohr, 2005). Was macht die Praxis der Transaktionsanalyse aus und unterscheidet sie von anderen? 

Identität transaktionsanalytischen Arbeitens

  1. Professionelle Arbeit in Therapie, Beratung und Coaching, Organisationsentwicklung und Bildung basiert auf Transaktionen. „Transaktionsanalytiker gestalten Wirklichkeit durch Kommunikation“ (Schmid, 2003). Die Transaktion als Basiseinheit von Beziehung und Kommunikation stellt diagnostische Information zur Verfügung und das Medium zur Intervention dar. 
  2. Transaktionsanalyse ist ein humanistischer Ansatz, was bedeutet, dass man eine grundsätzlich wertschätzende, resourcenorientierte Haltung dem Klienten gegenüber einnimmt.
  3. Transaktionsanalytiker nutzen und konstruieren zu Veranschaulichung und didaktischem Nutzung praktische Mustermodelle für soziale und gesellschaftliche Situationen.
  4. Transaktionsanalytiker arbeiten experimentell. Sie beanspruchen nicht die Wahrheit, sondern arbeiten mit Hypothesen, die sie überprüfen und anpassen.
  5. Transaktionsanalytiker beziehen sich auf einen Kontext. Beziehungen offenbaren je nach Kontext ein bestimmtes Rollengefüge und dadurch eine bestimmte Qualität. Rollenbeziehungen in der Privatwelt sind beispielsweise deutlich von Beziehungen in der Berufswelt zu unterscheiden. 
  6. Transaktionsanalytiker stehen über die International Transactional Analysis Association (ITAA) und die European Association for Transactional Analysis (EATA) in einem stetigen Diskurs zur Weiterentwicklung der Qualifizierungen für Therapie, Beratung, Coaching, Bildung und Organisationsentwicklung. 

Mit diesen Charakteristika für eine Identität des Transaktionsanalytikers steht nicht die Nutzung der oft benannten Standardmodelle Ichzustände, Skript und Spiele im Vordergrund, sondern die Metaposition, die diese Modelle und viele andere auf der Basis einer humanistischen Beziehungshaltung nutzt.

 
Weiterlesen:

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