Das Verhältnis der Menschen zum Ökosystem verändert sich. Früher sprach man von der Beziehung des Menschen zur Natur und zur Umwelt. Heute macht diese Distanz und Trennung vom eigenen System, zu dem man mit der Natur ja selbst gehört, keinen Sinn mehr. Wir sind unweigerlich Teil des Ökosystems. Der Mensch ist eingebettet in die Natur, fester Teil von ihr. Aber die Natur scheint sich heute mehr in die Aufmerksamkeit zu bringen, in ihren Reaktionen bisweilen auch radikalisiert zu haben, was sich in zunehmenden regelmäßigen Hitze-, Sturm -und Wasserkatastrophen zeigt.

Betrachtet man die ökologische Transaktionsanalyse, so passiert eine interessante Veränderung über die Personenzentrierung hinaus, die sowohl in den Konzepten zur einzelnen Person als auch in Beziehungen zwischen Personen das Paradigma ist. Dies ist nicht ganz neu. Auch die systemische Transaktionsanalyse hat die Perspektive über die Personen hinaus ausgeweitet und den größeren Zusammenhang, etwa von Organisationen oder der Gesellschaft mit in Betracht gezogen. Mit der ökologischen Transaktionsanalyse wird allerdings eine heute sehr entscheidender Faktor hinzugezogen. Damit wird auch die Anthropozentiertheit, d.h. das in den Vordergrund stellen des Menschen, relativiert. Andere Lebewesen kommen ebenfalls in die Betrachtung.

Wie wirkt sich das jetzt auf die praktische Arbeit in Beratung, Coaching, Bildung und Therapie aus?

Die Grundlage zur Nutzung kann sich theoretisch auch darauf berufen, dass wir Menschen die meiste Zeit unserer Leben näher mit den Naturkräften waren und auch Probleme/Lösungen menschheitsgeschichtlich erst sehr kurz in festen Steinräumen mit weißen Wänden oder Tapeten auf Stühlen sitzend oder auf der Couch liegend erörtern.

Für die Praxis einige kleine Beispiele:

  1. Nicht weit von meiner Praxis liegt ein Waldgebiet, das sich für verschiedene naturnahe Angebote eignet und auch, wenn man dort durchgeht, durch von Zeit zu Zeit auftauchende vorantike Hügelgräber einen sehr geschichtsträchtigen Hintergrund bildet. So habe ich schon TA-Ausbildungsgruppen im Wald wie an einer Feuerstelle durchgeführt. Man sitzt im Kreis um eine zentrierende Mitte und bespricht TA-Konzepte und ihre Anwendung.
  2. In meinen Paarcoachings habe ich den Wald ebenfalls genutzt, in dem ich Paare, die sich in bestimmter Weise wieder finden mussten, an Stellen im Wald losgeschickt habe mit einer Wegbeschreibung, mit der sie sich in einem bestimmten Bereich wieder finden konnten. Dies hat auch bisher immer gut geklappt, Gott sei Dank, dass ich nicht mithilfe des Technischen Hilfswerkes die Leute im Wald suchen musste. Aber Scherz beiseite. Es war eine wichtige Erfahrung für die Partner. By the way hatten sie auch unterwegs eine Aufgabe zu erledigen und etwa stärkende Gemeinsamkeiten oder gemeinsame positive Erlebnisse wieder zu erinnern und zusammenzutragen.
  3. Auch Einzelcoachings lassen sich selbstverständlich hervorragend mittels eines gemeinsamen Waldspazierganges durchführen, bei dem man an guten Stellen auch achtsam innehalten kann und die äußere Umgebung mit dem, was an Impulsen aus dem Inneren kommt in Interaktion bringen kann.
  4. Sehr gute Erfahrungen habe ich auch damit gemacht, Naturgegenstände zum Priming, als Erinnerungsmerkmale für den Transfer von Lösungen in die Praxis zu nutzen. Dann schicke ich die Teilnehmer in einer Veranstaltung in die umliegende Natur (so hoffentlich vorhanden), um dort einen Naturgegenstand zu finden, der für die Lösung einer aktuellen Fragestellung symbolisierend und nützlich sein kann. Dabei kamen jede Menge Pflanzen, Holzgegenstände, Steine, aber auch schon ein Pflasterstein zur Nutzung. Letzterer ist schon ein bearbeiteter Naturgegenstand. Aber ich bin da nicht so streng.

Vielleicht haben sie auch Lust, damit zu experimentieren. Als Hinweise für theoretische Untermalung möchte ich für die, die sich hier weiter mit beschäftigen wollen, gerne noch die Beiträge meines Freundes und britischen Transaktionsanalytikers Giles Barrow erwähnen, die man im Internet leicht finden kann.